Brautradition & Bierkultur

Im November 2016 wurde der belgischen Bierkultur eine große Ehre zuteil, als sie von der UNESCO auf die repräsentative Liste des Immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Diese Auszeichnung ist nicht nur ein Beweis für die Vielfältigkeit und die Innovation des belgischen Bieres, sondern auch für die Bewahrung der uralten Traditionen.

Belgien ist schon lange weit über seine Landesgrenzen hinaus bekannt für seine Biervielfalt. Craft Brauer auf der ganzen Welt orientieren sich an belgischen Rezepturen, um ihre Craft Biere herzustellen. 65% der belgischen Bierproduktion ist für den Export bestimmt. Während es in Deutschland eine weltweit einzigartige Markenvielfalt und Brauereidichte gibt, ist das Markenzeichen für Belgien die Anzahl der verschiedenen Biervarianten. Es gibt 1.600 verschiedene Biere, von denen ca. 500 zu den belgischen Bierspezialitäten zählen. Dies ist eine beachtliche Zahl für ein so kleines Land wie Belgien, mit einer etwas kleineren Fläche als Baden-Württemberg und einer ähnlichen Einwohnerzahl. Aber warum ist das so?

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- Geschichte des belgischen Bieres

- Ein Überblick der verschiedenen traditionellen Sorten und Arten

- Welches Bierglas?

- Bei welcher Temperatur trinken?

- Bei welcher Temperatur lagern?

- Richtiges Einschenken

Geschichte des belgischen Bieres

Die Ursprünge des belgischen Biers reichen bis in die Römische Zeit zurück, weshalb Belgien auch als Vaterland des „modernen“ Bieres gilt. Ausgrabungen belegen eine Brauerei und eine Mälzerei aus dem 3. und 4. Jahrhundert in Ronchinne (Provinz Namur). Schon Karl der Große förderte den Gerstenbau im Norden und den Traubenanbau im Süden seines Reiches, um vergorene (also bekömmliche) Getränke herstellen zu können. Für die belgische Bierbraukunst war das Mittelalter eine wichtige Zeitepoche, denn sie geht vor allem auf die Tradition der Trappistenklöster und ihren Trappistenbieren zurück. Das Bierbrauen entwickelte sich durch die professionelle Zubereitung von Bier hinter den Klostermauern zu einer anerkannten Handwerkskunst. Die Trappistenmönche verwendeten zum ersten Mal Grut, eine spezielle Kräutermischung, die das Bier zu einem fruchtig-würzigen Geschmackerlebnis werden lässt - bis heute!

Ab dem 13. Jahrhundert gelangten Hopfenbiere aus Deutschland nach Belgien. Nach anfänglicher Skepsis stellten die Brauereien eine verbesserte Haltbarkeit fest, die es ihnen erlaubte das Bier auch in weiter entfernte Regionen zu verkaufen. Außerdem war der Hopfen eine günstige Möglichkeit dem Bier eine besondere Würze zu verleihen.

Ein wichtiger Grund für die vielen unterschiedlichen Biere ist eine fehlende legislative Einschränkung bezüglich der Zutaten und Brauverfahren. Während deutsche Brauer seit 1516 nach dem Reinheitsgebot brauen (müssen), durften Belgier schon immer experimentieren - und taten dies auch. Getrocknete Orangenschalen, Koriander, Kardamom, Anis, Süßholz und diverses Obst; es gibt wahrscheinlich nichts was nicht irgendwann mal ausprobiert wurde und vieles davon hat sich inzwischen fest etabliert. Hinzu kommt eine Vielzahl an unterschiedlichen Hefen, die den Braumeistern zur Verfügung stehen.

Nach Ende des 1. Weltkriegs hatten die zahlreich in Belgien stationierten englischen Soldaten einen starken Einfluss auf die Braukultur, denn es wurden viele englische Braustile übernommen, um die neue Kundschaft mit Bier versorgen zu können. Beispiele hierfür sind verschiedene Scotch Ales, belgische Stout Biere oder das Bush Beer der Brauerei Dubuisson.

Die belgische Antwort auf das Pilsbier, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Tschechien und Deutschland aus Europa eroberte, war das Spéciale Belge, ein obergäriges, bernsteinfarbenes und leichtes Bier. Bekannteste Vertreter dieser noch heute gebrauten Biere sind De Konick aus Antwerpen und Palm aus Steenhuffel.

Weiterhin fällt auf, dass belgische Biere einen wesentlich höheren Alkoholgehalt aufweisen als die ihrer Nachbarländer. Dieser Umstand ist maßgeblich dem 1919 eingeführten Vandervelde-Gesetz zu verdanken, das den Ausschank starken Alkohols in Cafés, Gaststätten und Restaurants verbot und die Nachfrage nach Starkbieren ankurbelte. Dieses Gesetz wurde erst 1983 abgeschafft!

Und dann gibt es noch die Spezialbiere spontaner Gärung, Lambic genannt, und die Spezialbiere gemischter Gärung, Flanders Red und Old Brown. Deren Herstellung ist ähnlich komplex ist wie der Wein und geht auf jahrhundertealte Traditionen zurück. Damit ist Belgien das einzige Land der Welt, in dem Biere 4 verschiedener Vergärungsarten produziert werden: obergärig, untergärig, spontane Gärung und gemischte Gärung.

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Diese Vielfalt macht das belgische Bier ähnlich facettenreich wie die Weinkultur in südeuropäischen Regionen. Und zumindest die Spezialbiere werden ähnlich stilvoll konsumiert: in speziell dafür entwickelten Biergläsern - ebenfalls ein weltweites Alleinstellungsmerkmal. Die populärsten Gläser sind die breiten Trappisten-Kelche und die kugelförmigen Tulpen-Gläser.

Biertrinken ist in Belgien mehr als nur eine Befriedigung körperlicher Bedürfnisse.

Vielmehr ist es ein Genussmittel, das in Gesellschaft konsumiert wird, unter Freunden oder im Kreis der Familie, und ganz oft auch als Begleitung zu einem guten Essen, oder als Auftakt dafür, in Form eines Apéritifs.

Bildquelle: Abtei Westmalle

Es gibt unzählige Bars, in Belgien Cafés genannt, die eine schier unendliche Auswahl an Bierspezialitäten anbieten. Nicht selten umfasst das Biermenü eine größere Auswahl als die Speisekarte. Für Fremde ist es nicht immer einfach die richtige Wahl zu treffen. Wenn man sich also sicher sein möchte, sollte man die Bedienung nach einer Empfehlung fragen und ihr beschreiben welche Art von Bier man mag. Das Spezialbier wird fast immer von kleineren Snacks begleitet, z.B. Erdnüsse oder salziges Gebäck. Und in den besseren Cafés wird es sogar mit Käsewürfeln serviert.

Während der durchschnittliche Bierkonsum in den letzten Jahren auf nur noch knapp 70 Liter pro Person zurückgegangen ist und Pils- und Lagerbiere nach wie vor den Großteil des Konsums ausmachen, stieg der Anteil der Spezialbiere am Gesamtkonsum auf beeindruckende 35%. Man kann also feststellen, dass die Quantität zwar abnimmt, aber im Gegenzug mehr Fokus auf die Qualität gelegt wird.

Ein wichtiger Unterschied zu anderen Bierländern ist außerdem die Verwendung von Bier zur Zubereitung von Speisen. Fast jede Brauerei wird auf ihrer Webseite Rezeptvorschläge für diverse Gerichte, Soßen und Süßspeisen machen.

Die belgische Brauerei AB-Inbev ist die größte Brauerei der Welt, mit globalen Marken wie Stella Artois, Beck‘s, Budweiser, Corona und vielen anderen. Sie beschäftigt weltweit ca. 170.000 Mitarbeiter und ist mit 630 Marken, gebraut in 260 Brauereien, in über 150 Ländern vertreten. Die weltweite Bierproduktion betrug 2019 561 Millionen Hektoliter. Durch die Marktdominanz von AB-Inbev sank die Anzahl der Brauereien in Belgien von 3.223 im Jahr 1900 auf 115 im Jahr 2003. Aber es sind vor allem die Klein- und Mikrobrauereien, die die Renaissance der Braukultur vor gut 30 Jahren wieder entfachten und dafür sorgten, dass der Herzschlag der Braukultur wieder schneller schlägt als jemals zuvor. In den letzten Jahren wurden jährlich ca. 25-30 neue Brauereien gegründet, so dass sich die Anzahl mittlerweile wieder auf 280 erhöht hat. Das wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dafür sorgen, dass die Biervielfalt in Belgien auch in Zukunft nicht nur erhalten, sondern noch größer werden wird.

Ein Überblick der verschiedenen traditionellen Sorten und Arten:

Lambicbiere

Lambic ist eine Bierart, die ausschließlich im Pajottenland gebraut wird, einer fruchtbaren, landwirtschaftlich geprägten Region südwestlich von Brüssel in Flämisch-Brabant. Der Name Lambic wird 1794 zum ersten Mal erwähnt und kommt wahrscheinlich vom französischen „alambic“, einem Brennkessel, der zur Destillation von Genever verwendet wurde. Lambic ist wahrscheinlich eine Kurzform von "Bière d'allambique". Die Zutaten für ein Lambic bestehen zu einem Drittel Weizen und zwei Dritteln Gerstenmalz. Für eine bessere Haltbarkeit kommt gealteter Hopfen dazu. Das Hauptmerkmal eines Lambic ist jedoch die Spontangärung mit wilden Hefen, die durch eine offene, nächtliche Lagerung des Sudes aus der Umgebungsluft eingefangen werden. Lambics werden nur in kalten Monaten gebraut, ab etwa Oktober bis April, denn im Sommer ist es zu warm um die gewünschte Besiedlung mit Hefen (& Bakterien) zu erreichen. Anschließend wird es in Eichen- oder Kastanienholzfässer abgefüllt und das Eintreten der Spontangärung, die sich bis zu Monaten hinziehen kann, muss abgewartet werden.

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Lambic wird als jung bezeichnet, wenn es ca. 1 Jahr in Holzfässern vergoren wurde, der Vergärungsgrad ist relativ niedrig und eine starke Kohlensäure vorhanden. Nach einem Jahr sind nur noch die Brettanomyces bruxellensis Hefen aktiv. Altes Lambic gärt bis zu 4 Jahren in Holzfässern und ist nach dieser Zeit komplett vergoren und die "funkigen" Aromen der Brett Hefen schlagen voll durch.

Als Ergebnis entsteht ein sehr trockenes und saures Bier. Pures Lambic wird heutzutage nur noch selten verkauft, sondern gilt als Grundzutat für die auf Lambicbieren basierenden Gueuze oder Fruchtlambics. Früher galt Lambicbier in Brüssel als Arbeiterbier, während die daraus hervorgehenden Gueuze und Fruchtlambics eher von der Mittel- und Oberschicht konsumiert wurden.

Traditionell hergestelltes Lambic wurde von Slow Food in die Arche des Geschmacks aufgenommen und seit 1998 ist das traditionelle Herstellungsverfahren als garantiert traditionelle Spezialität geschützt. Gueuze (oder niederländisch Geuze) wird durch Mischen von jungem, noch nicht komplett vergorenem Lambic und 2-3 Jahre altem Lambic hergestellt. Die Mischung wird in Flaschen abgefüllt, in denen durch die zweite Gärung wieder Kohlensäure entsteht, die durch die Lagerung in Fässern beim Lambic verloren gegangen ist. Das Mischen wird "steken" oder "stechen" genannt.

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Der Gueuze-Stecher muss ca. zehn Lambicfässer anstechen und verkosten, von denen er 5 oder 6 selektiert und durch mehrere Lambic-Kessel leitet, bis der Verschnitt die vorgeschriebene Qualität erreicht. Nach der Flaschenabfüllung muss das Bier mindestens 1 Jahr horizontal lagern.

Obwohl die Deutschen den Namen "Gueuze" gerne auf die Goslarer und mitteldeutsche Biersorte Gose zurückführen, geht der Name wahrscheinlich auf die erste Lambicbrauerei in Brüssel zurück, die sich in der Rue de Gueuze befand und deren Name sich auf die Geusen, den brabantischen Freiheitskämpfern gegen die Spanier, bezieht.

Früher wurde dem Gueuze vor dem Trinken ein wenig Zucker zugegeben, um den natürlich-sauren Geschmack zu süßen. Deswegen haben traditionelle Gueuze Gläser einen dicken Boden, weil vor allem Damen dem Bier Zucker zusetzten und ihn auf dem Boden mit einem Gueuzestampfer zerdrückten. In den 1950er Jahren wurden kommerzielle Varianten entwickelt, die gesüßt werden und deren Prozess stark von der traditionellen Brauweise abweicht. Dieser macht das Bier nicht nur süßer, sondern auch kostengünstiger, weil hauptsächlich junge Lambics verwendet werden, die nicht in Holzfässern, sondern in Inoxwannen reifen und deren Kohlsensäure nicht natürlich entsteht, sondern künstlich hinzugefügt wird. Außerdem wurde das Lambic teilweise mit anderen Biersorten verschnitten. Es wird als "gefiltertes Gueuze" verkauft.

Ein traditionelles Gueuze ist trübe und bernsteinfarbig, schmeckt aufdringlich sauer und hat einen hohen Alkoholgehalt. Um die nach traditioneller Brauart hergestellten Gueuze von den kommerziellen Varianten zu unterscheiden, wird es Oude Gueuze (Altes Gueuze) genannt. Dieser Name ist gesetzlich geschützt und darf ausschließlich verwendet werden, wenn das Gemisch zu 100% aus Lambicbieren hergestellt wurde, deren Durchschnittsalter bei mindestens 1 Jahr liegt und deren ältestes Lambic mindestens 3 Jahre in Holzfässern reifen durfte. Es dürfen keine Süßungsmittel hinzugefügt werden.

Kriekenlambiek (Kirschenlambic), Kurzform "Kriek", bzw. "Oude Kriek" für traditionell hergestelltes Kriek. ist gereiftes, aber noch nicht voll vergorenes Lambic, dem ca. 200 g Sauerkirschen pro Liter hinzugefügt wird. Die Kirschen mazerieren im Lambic und werden 3 bis 18 Monate zwecks zweiter Gärung durch Fruchtzucker im Fass belassen. Anschließend entfernt der Gueuze-Stecher die Pulpe und Kerne, um vom Kirschenlambic eine Gueuze Variante zu machen, indem das vergorene Kirschenlambic mit jungem Lambic verschnitten wird. Die Mischung wird in Flaschen abgefüllt, in denen durch die dritte Gärung wieder Kohlensäure entsteht. Nach der Flaschenabfüllung muss das Bier mindestens weitere 4 Monate horizontal lagern.

Traditionell werden Sauerkirschen aus Schaarbeek (französisch "griottes") verwendet, die ideal für die Herstellung von Kriekenlambic sind: sie haben eine dunkelrote Farbe, ein zartes Fruchtfleisch und schmecken süß-säuerlich. Die ohnehin schon kleinen Kirschen der immer seltener werdenden Sorte werden erst geerntet, wenn sie schon leicht eingeschrumpft sind und dadurch bereits konzentriert wurden. Durch die Verstädterung in der Brüsseler Umgebung wurden viele Kirschbäume gefällt und deshalb sind echte "Griottes" selten geworden. Bei steigender Nachfrage nach Kriekbier und einer Verknappung des Angebots an Kirschen mussten die Brauereien auf Kirschen ausweichen, die außerhalb des Pajottenlandes geerntet werden. Diese kommen teilweise aus anderen belgischen Regionen (z.B. Gorsem Kirschen aus Belgisch-Limburg), werden aber teilweise aus Tschechien, Polen und Dänemark importiert.

Bildquelle: Central Jardin

In den 1950er Jahren wurden kommerzielle Varianten des Kriek entwickelt, die gesüßt wurden und deren Prozess stark von der traditionellen Brauweise abweicht. Dieser macht das Bier nicht nur süßer, sondern auch kostengünstiger, weil hauptsächlich junge Kriekenlambics verwendet werden, die nicht in Holzfässern, sondern in Inoxwannen reifen. Außerdem wird statt echter Kirschen Kirschsaft verwendet. Es wird als Kriek verkauft und auch dieser Name ist als garantiert traditionelle Spezialität geschützt.

Wenn man jedoch Wert darauf legt ein ungesüßtes Kriek zu trinken, sollte man auf die Bezeichnung Oude Kriek (Altes Kriek) achten. Ein Oude Kriek hat eine intensivrote Farbe, duftet intensiv fruchtig, schmeckt jedoch aufdringlich sauer und hat einen hohen Alkoholgehalt. Oude Kriek ist gesetzlich geschützt.

Statt Kirschen kann auch anderes Obst verwendet werden. Himbeeren haben ebenfalls eine lange Tradition und heutzutage wird sogar mit diversen Kräutern und Wurzeln experimentiert.

Flanders Red & Old Brown

Flanders Red Ale ist eine Bierspezialität aus Westflandern, das in der Brauart sehr ähnliche Old Brown ist ursprünglich aus Ostflandern. Die Zutaten für diese Spezialität sind Gerstenmalz und dunkel geröstete Malzsorten, die für die Farbe verantwortlich sind. Für die bessere Haltbarkeit kommt etwas Hopfen dazu. Das Hauptmerkmal dieses eigentlich obergärigen Biers ist jedoch die gemischte Gärung durch eine anschließende Infektion mit Lactobacillus Milchsäurebakterien, wodurch das Bier einen säuerlichen Geschmack erhält. Die mehrwöchige Hauptgärung findet in großen Inoxtanks statt und nach der Infektion mit Milchsäurebakterien wird es in riesengroße Eichenholzfässer, sogenannte Foeders, gepumpt, in denen die Gärung zwischen 18 und 24 Monaten beträgt. Durch das Holz erhalten die Milchsäurebakterien genug Sauerstoff zum Überleben und produzieren Milchsäure. Das Fassungsvermögen eines Foeders beträgt zwischen 180 und 650 Hektoliter.

Ostflämische Oud Bruin Biere werden nicht in Foeders gereift, sondern in Inoxtanks. Deswegen kommt es nicht mit den wilden Hefen aus den Holzfässern in Kontakt. Lediglich die Milchsäurebakterien führen zur Säuerung des Biers. Dadurch sind Oud Bruin Biere etwas milder in der Säure und auch weniger komplex.

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Trappistenbiere

Trappistenbiere werden durch Zisterziensermönche des Trappistenordens gebraut. Die Bezeichnung Trappistenbier beschreibt also keinen Stil, sondern lediglich die Herkunft. Der Name “Trappist” leitet sich von der französischen Abtei Notre-Dame de la Grande Trappe aus der Normandie ab. Die 1997 ins Leben gerufene Internationale Vereinigung der Trappisten gewährt die Nutzung des Authentic Trappist Product Labels. Der Vereinigung gehören 19 Abteien an. Das Label wird nicht nur für Biere verliehen, sondern auch für andere Produkte, die von den Abteien hergestellt werden. Dazu gehören Käse, Likör, Marmeladen, Brot usw.

Die Vereinigung wurde 1997 mit dem Ziel gegründet die kommerzielle Verwendung des Trappistennamens durch Unternehmen zu unterbinden. Um dieses Label zu erhalten, müssen 3 Voraussetzungen erfüllt werden:

- Die Produkte müssen in der Abtei oder in unmittelbarer Nähe davon hergestellt werden.

- Die Herstellung muss unter Aufsicht der Trappisten oder Trappistinnen erfolgen.

- Die Erträge decken die Bedürfnisse der Klostergemeinschaft und eventuelle Überschüsse werden ausschließlich für karitative Zwecke, Umweltprojekte oder zur Solidarität innerhalb des Trappistenordens verwendet.

In Belgien befinden sich weltweit die meisten Trappistenbrauereien, 5 an der Zahl. Bis Ende 2020 waren es sogar 6, aber durch den Auszug der letzten beiden verbliebenen Mönche aus der Abtei Achel-Hamont im Sommer 2020, wurde den Bieren der Brauerei Achel das Label entzogen. Das Bier wird nach wie vor nach unverändertem Rezept weitergebraut.

Trappistenbrauereien produzieren hauptsächlich Biere des Stils Dubbel, Tripel und Quadrupel.

Bildquelle: Unknown author, Public domain, via Wikimedia Commons

Abteibiere

Die Bezeichnung Abteibier beschreibt keinen Stil, sondern lediglich eine Herkunft. Abteibiere sind meistens verbunden mit einer Klostergemeinschaft und werden nach deren historischen Rezepturen gebraut. Ist diese Verbindung offiziell anerkannt erhält das Bier das Label anerkanntes belgisches Abteibier, das seit 1999 von der belgischen Brauvereinigung (als Gegenmodell zum Trappistenlabel) verliehen wird. Die Brauerei zahlt üblicherweise Lizenzgebühren an die Klostergemeinschaft für die Nutzung des Namens. Die Brauereien sind aber fast immer kommerzielle Privatunternehmen oder multinationale Konzerne. Die bekanntesten Abteibiere sind Leffe von AB-Inbev, Affligem und Grimbergen von Alken-Maes, die zur Heineken-Gruppe gehören. In meinem Shop finden sie die Abteibiere der Familienbrauereien Val-Dieu, St. Feuillien, St. Bernardus und Achel.

Die häufigsten Abteibiere sind vom Stil Dubbel, Tripel und Quadrupel.

Dubbel, Tripel, Quadrupel

Die Terme Dubbel, Tripel und Quadrupel (bzw. Double, Triple und Quadruple in französisch) wurden ursprünglich von den Trappistenbrauereien eingeführt. Sie bezeichnen jeweils einen eigenständigen Bierstil. Im Allgemeinen lässt sich feststellen:

Biere des Typs Dubbel sind dunkle Starkbiere mit einem Alkoholgehalt von 6-8%. Der Term Dubbel wurde von den Trappisten aus Westmalle 1856 zum ersten Mal eingeführt. Obwohl die Stammwürze von Dubbelbieren viel höher ist als die eines einfaches Trappistenbiers, liegt sie nicht unbedingt doppelt so hoch. Womöglich wollte man damals nur zwischen dem einfach gebrauten Bier und dem dunklen Starkbier differenzieren.

Bildquelle: Abtei Westmalle

Biere des Typs Tripel sind blonde Starkbiere mit einem Alkoholgehalt von 7-10%. Der genaue Ursprung des Terms Tripel ist unbekannt. Es wird angenommen er solle lediglich die Stärke des Biers angeben. Er wurde 1956 zum ersten Mal von den Trappisten aus Westmalle kommerziell verwendet, obwohl der Term auch vorher schon bekannt war. Anschließend wurde der Term von vielen Brauereien im In- und Ausland kopiert, so dass er sich allgemein für die Bezeichnung von „Strong Pale Ales“ etabliert hat.

Bildquelle: Abtei Westmalle

Biere des Typs Quadrupel sind dunkle Starkbiere mit einem Alkoholgehalt von mindestens 10%. Es gibt nur wenig Übereinstimmung zum Status des Terms Quadrupel als Bierstil. Ähnliche Biere werden in Belgien zum Beispiel auch Grand Cru genannt. In den USA hat sich der Term und dessen Abkürzung Quad als Bezeichnung für besonders starke, dunkle Biere durchgesetzt.

Bildquelle: Brauerei De Halve Maan

Saisons

Saisonbiere, im englischen bekannt als Farmhouse Ales, wurden ursprünglich während der Wintermonate gebraut, um die in dieser Zeit weitgehend arbeitslosen Erntehelfer zu beschäftigen. Der Ursprung dieses Biers liegt in den ländlichen Regionen der französischsprachigen Provinz Hennegau. Eine Variante des Saisons ist das Grisette, das in derselben Region vornehmlich für Minenarbeiter der Kohleminen gebraut wurde. Saisonbiere wären durch die weltweite Popularität der Lagerbiere Pilsner Art fast ausgestorben, erleben in den letzten Jahren jedoch wieder eine Renaissance. Das Saison Dupont ist ein absoluter Klassiker dieser Brauart.

Belgian Blonde oder Golden Ale

Diese sind Varianten des Pale Ale, oftmals mit Pilsner Malz gebraut. Der belgische Urtyp dieses Stils ist das Duvel. Andere bekannte Sorten sind Moinette und Chouffe Blonde.

Witbier

Das Witbier ist die belgische Variante eines Weizenbiers. Es besteht zu gleichen Teilen aus Weizen und Gerste und ist durch die Zugabe von Koriander und/oder getrockneten Schalen von Bitterorange besonders erfrischend. Das Witbier wird belgienweit gerne als Alternative zu Pils oder Lager getrunken und ihm wird üblicherweise eine Scheibe Zitrone zugegeben.

Champagnerbier / Brut Bier

Champagnerbiere oder Brut Biere sind eine relativ neue, in seiner Herstellung extrem aufwendige, Biervariante aus Belgien. Zum Brauen wird eine spezielle Sommergerste verwendet. Die Hauptgärung findet in Tanks der belgischen Brauerei statt. Anschließend wird das Brut-Bier in die französische Champagne geliefert, wo es mit Champagner-Hefe versetzt und in Flaschen abgefüllt wird. Die Lagerung findet anschließend nach der „méthode champenoise“ statt (Remuage, Degorgieren). Champagnerbier ist kohlensäurereich, zartperlend, ohne den ursprünglichen Charakter des Biers in Geschmack und Stil zu verfälschen.

Belgische Fruchtbiere

Abgesehen von den Fruchtlambics gibt es einen Trend zu leichten, süßen und süffigen Fruchtbieren. Beispiele hierfür sind das Liefmans Fruitesse oder das Rodenbach Fruitage. Diese aromatischen Biere profitieren bei der zweiten Gärung im Brauprozess von der Zugabe frischer Früchte und/oder Fruchtkonzentraten.

Weiterhin werden die international bekannten Bierstile in Belgien produziert und konsumiert. Sie sind jedoch nicht typisch für die belgische Braukultur. Beispiele sind Pils, Lager, Bockbier, IPAs usw.

Welches Bierglas?

Erstmal ist es wichtig ein sauberes und fettfreies Glas zu benutzen. Gläser, die mit Spülmittel gewaschen wurden oder aus der Spülmaschine kommen, sollten vor Benutzung mit kaltem Wasser ausgespült werden. Kleinste Reste von Spülmittel können die Schaumbildung negativ beeinflussen.

Für jedes belgische Bier gibt es ein passendes Bierglas. Da die meisten Menschen jedoch nicht über ausreichend große Vitrinen (und Portemonnaies) verfügen, um sich hunderte Biergläser zu kaufen, reicht es schon aus für jeden Bierstil wenigsten ein paar Gläser zu haben, damit belgisches Bier stilvoll mit seinen Freunden genossen werden kann. Denn prinzipiell werden die verschiedenen Bierstile immer aus denselben Gläsern getrunken.

Trappistenbiere: aufgrund ihrer Komplexität sollten Trappistenbiere aus Kelchen, sogenannten Goblets (englisch), Chalice (englisch) oder Calice (französisch) getrunken werden.

Bildnachweis: Abtei Westmalle

Abteibiere werden ebenfalls sehr häufig aus Kelchen getrunken, die von der Grundform nur minimal von Trappistenkelchen abweichen. Sie werden zu Öffnung hin etwas schmaler.

Bildnachweis: St. Bernardus Brauerei

Lambicbiere: Lambicbiere wurden früher aus becherförmigen Gläsern getrunken, sogenannte Tumbler, mit dickem Boden. Der Hintergrund ist, dass manche Menschen den sauren Charakter ihres Lambicbiers mit etwas Zucker süßen wollten und ihrem Bier Zucker zugaben. Dieser wurde mit einem Gueuzestampfer auf dem Boden des Glases zerstampft.

Moderne Varianten der Fruchtlambics werden in sektähnlichen Gläsern getrunken, weil sie häufig als Apéritif konsumiert werden.

Da es heutzutage viele aufwändig produzierte und edle Lambicbiere gibt, werden diese in bauchigen weinglasähnlichen Gläsern serviert, damit die Aromen sich im Glas noch entwickeln können.

Bildnachweis: Boon Brauerei

Flanders Red & Old Brown: aufgrund der Komplexität dieser Biere und der teils jahrelangen Fassreifung, werden diese Biere hauptsächlich aus weinglasähnlichen Gläsern getrunken.

Bildnachweis: Rodenbach Brauerei

Saisons sind weniger komplex und auch aufgrund der Historie dieses Biers - es war das Hauptgetränk für Hofangestellte und Erntehelfer - wird es häufig in normalen Biergläsern serviert. Die edleren Varianten können auch aus Tulpengläsern serviert werden.

Bildnachweis: Brauerei Dupont

Dubbel, Tripel Quadrupel: da diese Biere ursprünglich von Abteien gebraut wurden, werden die meisten dieser Biere in kelchähnlichen Gläsern serviert.

Bildnachweis: Brauerei St.-Feuillien

Belgian Blonde oder Golden Ale werden meistens aus Tulpengläsern getrunken. Wenn man sich auf nur einen einzigen Glasstil beschränken möchte, ist die Tulpe eigentlich die beste Wahl, weil sie ein optimaler Kompromiss aus den obengenannten Gläsern ist.

Bildnachweis: Duvel-Moortgat Brauerei

Belgian Witbier wird aufgrund der Popularität des Hoegaarden sehr häufig in den charakteristischen sechseckigen Gläsern serviert. Einfache Biergläser gehen jedoch auch und Witbier kann auch sehr gut direkt aus der Flasche getrunken werden.

Bildnachweis: AB-Inbev Brauerei

Champagnerbier wird, wie der Champagner selbst, in den typischen Flûtes à champagne Gläsern serviert.

Bildnachweis: Brauerei Bosteels

Neben den obengenannten Gläsern gibt es noch einige sehr spezielle Gläser, die mal auf historischen Traditionen beruhend, mal aber auch nur aus Marketinggründen, entsprechend angeboten werden. Zu den traditionellen Gläsern gehört z.B. das Kwak Kutscherglas, das in einem Holzständer eingehakt wird. Oder auch die belgischen Scotch Ales, kugelrunde Biergläser mit konzentrischer Öffnung.

Um unseren Kunden die Möglichkeit zu geben belgisches Bier entsprechend stilvoll zu genießen, ohne sich gleich eine Glaskollektion anlegen zu müssen, haben wir Bierglassets zusammengestellt, die für (fast) jeden Stil das passende Glas bereitstellt.

Bei welcher Temperatur trinken?

Komplexere Biere entfalten ihre Aromen erst bei etwas höheren Temperaturen. Dazu gehören alle nach traditioneller Brauart gebrauten und fassgereiften Biere wie Lambic, Flanders Red und Oud Bruin. Die optimale Temperatur für den perfekten Genuss ist Kellertemperatur (ca. 12-14°C). Aber auch Trappistenbiere sollten nicht zu kalt getrunken werden (10-12°C).

Die meisten anderen Biere werden bei normaler Kühlschranktemperatur getrunken (ca. 7-8°C). Einfache und süße Fruchtbiere, sowie Witbiere, die gerne im Sommer getrunken werden, können auch noch weiter heruntergekühlt werden (4-6°C).

Bei welcher Temperatur lagern?

Komplexe Biere, die ihren Charakter aufgrund der Nachgärung in der Flasche im Laufe der Zeit noch verändern, sollten bei Kellertemperaturen und – besonders wichtig – im Dunkeln gelagert werden (Licht kann Bestandteile des Biers zersetzen, allen voran den lichtempfindlichen Hopfen). Dazu gehören alle Lambic, Flanders Red, Old Brown und Trappistenbiere.

Alle anderen Biere können (möglichst stehend) im Kühlschrank aufbewahrt werden. Im Allgemeinen gilt: desto mehr Hopfen das Bier enthält, umso wichtiger ist eine stehende Lagerung, damit die Zersetzung des Hopfens durch Sauerstoff verlangsamt wird. Weniger hopfige Biere können also auch liegend gelagert werden.

Prinzipiell können alle Biere in einem Kühlschrank gelagert werden. Es sollte jedoch darauf geachtet werden den Kühlschrank nicht zu niedrig einzustellen. Bei zu niedrigen Temperaturen kann das Bier sich eintrüben. Dann sollte man es wieder langsam auf Zimmertemperatur aufwärmen lassen, damit der Kälteschleier verschwindet. Allzu starke Temperaturschwankungen sind ähnlich wie bei Wein zu vermeiden.

Sehr häufig steht die optimale Trink- und Lagertemperatur auf den Flaschenetiketten.

Richtiges Einschenken

In unserem Shop bieten wir hauptsächlich obergärige Biere, häufig mit anschließender Flaschengärung, an. Aufgrund dieser Herstellungsart können in der Bierflasche Hefereste vorhanden sein, der auch als Bodensatz bezeichnet wird. Dies ist ein Qualitätsmerkmal und ein Hinweis auf noch vorhandene, lebendige Hefekulturen im Bier. Beim Einschenken ist darauf zu achten diesen Bodensatz in der Flasche zu belassen. Liegend gelagertes Bier sollte vor dem Konsum eine Zeitlang senkrecht gestellt werden, damit sich der Bodensatz auch tatsächlich auf dem Flaschenboden befindet. Beim Einschenken der obergärigen Biere mit Flaschengärung gehen sie am besten wie folgt vor:

- Bierglas mit kaltem Wasser ausspülen.

- Bierglas schräg zur Flaschenöffnung halten.

- Langsam einschenken, bis der Schaum den oberen Rand des geneigten Glases erreicht (ca. 1/3).

- Das Glas senkrecht halten.

- Restliches Bier langsam und mittig einlaufen lassen, bis sich eine schöne Schaumkrone bildet.

- Der Hefesatz verbleibt in der Flasche (ca. 1/10 des Flascheninhalts).

- Man sagt dem Hefesatz nach er hätte einen positiven Einfluss auf die Verdauung. Liebhaber können den Bodensatz zum Schluss separat trinken.

Im Allgemeinen gilt: desto mehr Alkohol ein Bier enthält, desto weniger üppig ist die Schaumbildung.