Eine schockierende Botschaft gleich vorweg: es gibt keine belgischen Waffeln!
Die Zubereitung von Waffeln hat eine lange Tradition. Die ältesten Belege für Waffeleisen stammen aus dem 9. Jahrhundert und - sie erraten es schon - wurden auf dem Gebiet des heutigen Belgiens und Frankreichs gefunden. Im Laufe der Jahrhunderte breitete sich das Waffeleisen bis in die Niederlande und Norddeutschland aus. Über die Hanse erreichte es sogar Skandinavien und irgendwann kam es in Süddeutschland und Österreich an, wo Waffeln zur gehobenen Küche gehörten und zu speziellen Anlässen serviert wurden. Bei der Vielfalt an Waffeln hatten sie doch alle eines gemein: die Zubereitung in einem Waffeleisen, einer Vorrichtung aus 2 Eisenplatten mit einer wabenähnlichen Struktur, durch die Waffeln ihr charakteristisches Muster erhalten.
Aber wenn es keine belgischen Waffeln gibt, wie heißen sie dann richtig?
Lütticher Waffel
Die Lütticher Waffel, auch Zuckerwaffel genannt, geht auf eine alte Legende zurück. Gemäß dieser Legende wurde sie vom Koch des Prinzen von Lüttich im 18. Jahrhundert erfunden. Der Prinz von Lüttich verlangte nach einem Gebäck, für das er den für die Region typischen Perlzucker verwenden konnte. Der Koch versuchte sich an einen Brioche-Teig, dem er Perlzucker zusetzte und den er anschließend in einem Waffeleisen backte. Der Prinz war begeistert und die Lütticher Waffel wurde im ganzen Land bekannt.
Die Lütticher Waffel basiert auf einem Hefeteig und ist entsprechend schwerer als die Brüsseler Waffel. Durch die Zugabe des typischen Perlzuckers wird sie außerdem sehr süß und braucht nicht mehr zusätzlich mit Puderzucker bestreut zu werden. Die Form der Waffel ist eher viereckig mit abgerundeten Ecken.
Brüsseler Waffel
1958 fand in Brüssel die Weltausstellung statt (für die auch das Atomium gebaut wurde). Belgien durfte sich der Weltöffentlichkeit präsentieren und es gab eine kulinarische Spezialität, die sich während der Expo einen besonderen Namen machte: die Brüsseler Waffel, mit Puderzucker bestreut. Dieser eher einfache Snack wurde so beliebt, dass die ausländischen Besucher auch zu Hause davon schwärmten. Auf der Weltausstellung 1964 in New York bot Maurice Vermeersch auf dem belgischen Pavillon wieder Waffeln an. Da Amerikaner jedoch nichts mit der Stadt Brüssel anfangen konnten, änderte er den Namen in „Belgian Waffles“, der Beginn des Siegeszugs der belgischen Waffel in Nordamerika - obwohl sie doch eigentlich aus Brüssel kommt!
Brüsseler Waffeln sind rechteckig, mit einer tiefen Wabenstruktur. Sie ist sehr leicht und fluffig und der Rührteig wird mit sehr wenig Zucker zubereitet. Serviert wird sie mit Puderzucker, süßer Schlagsahne und frischen Früchten.
Außer den beiden erstgenannten gibt es noch andere Waffelarten, die jedoch eher nach Nordfrankreich gehören. Es geht um die Dunkerquer Waffel, einer runden, trockenen und knusprigen Waffel und die Liller Waffel, einer ovalen, mit Kassonade gefüllten Waffel.
Bildquellen:
- Zuckerwaffel, Door No machine-readable author provided. Jrenier assumed (based on copyright claims). - No machine-readable source provided. Own work assumed (based on copyright claims)., Publiek domein, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=459509
- Brüsseler Waffel, Von Parkerman & Christie from San Diego, USA - Crispy Waffles with Strawberries, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3600365