Sport spielt in Belgien, wie in allen europäischen Ländern, eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Belgien zählte 2010 ca. 17.000 Sportvereine mit ungefähr 1,35 Millionen Mitgliedern, was 13% der Gesamtbevölkerung entspricht. Populäre Sportarten sind Fußball, Tennis, Basketball, Volleyball, Hockey, Athletik, Judo, Reitsport und der Rallyesport.

Aber Volkssport Nummer eins ist der Radsport, Belgien zählt mit Italien, Frankreich und den Niederlanden zu den wichtigsten Radsportnationen der Welt. Zwei der fünf jährlich stattfinden Radsportmonumente finden in Belgien statt. Lüttich-Bastogne-Lüttich ist der älteste Radsportklassiker und wurde 1892 zum ersten Mal ausgetragen. Deswegen heißt das Rennen im Volksmund La Doyenne, die Älteste. Die Strecke führt über 260 Kilometer und 11 steile Anstiege, die sogenannten „Côtes“, von Lüttich nach Bastogne in der Provinz Luxemburg und wieder zurück. Die meisten Siege bei der Doyenne hat der Belgier Eddy Merckx vorzuweisen, der es fünfmal gewann.

Der zweite Radklassiker ist die Runde von Flandern, bekannt als Ronde oder Vlaanderens mooiste (Flanderns Schönste). Es wird seit 1913 ausgetragen und ist damit der jüngste der 5 Radklassiker. Das Rennen führt über 260 Kilometer und 19 steile Anstiege, die sogenannten Hellingen, von Antwerpen nach Oudenaarde. Elf dieser Anstiege sind nicht asphaltiert, sondern gepflastert. Die Ronde wurde als einziges Radrennen auch während der deutschen Besetzung im 2. Weltkrieg ausgetragen. Bis heute konnte niemand das Rennen häufiger als dreimal gewinnen. Die Strecke wird von ca. 1 Million Zuschauern live am Straßenrand verfolgt.

Der bekannteste belgische Radfahrer ist Eddy Merckx, der jeweils fünfmal die wichtigsten Rundfahrten, die Tour de France und den Giro d’Italia, gewann. Außerdem gewann er die Vuelta a España. Im Gegensatz zu anderen Tour-Siegern gewann Merckx auch in fast allen anderen Rennen, so zum Beispiel bei allen fünf Radmonumenten mindestens zweimal. Er ist bis heute Rekordsieger von Lüttich-Bastogne-Lüttich und der Lombardei Rundfahrt, wurde dreimal Weltmeister im Straßenrennen und holte sich 1972 den Stundenweltrekord. Die Website Mémoire du cyclisme listet 525 Siege auf der Straße, 98 Siege auf der Bahn und zwei Siege bei Querfeldeinrennen, weshalb er als bedeutendster Radfahrer aller Zeiten angesehen wird. Sein Spitzname der Kannibale geht auf seinen Mannschaftskollegen Christian Raymond zurück. Dieser erzählte seiner 12 Jahre alten Tochter von dem unstillbaren Siegeshunger Merckx' der dazu führte, dass er niemanden anders gewinnen lasse. Daraufhin bezeichnete ihn das Mädchen als einen Kannibalen.

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Par Foto43 — 1960's Cycling - Eddy Merckx, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2846033

Weitere bekannte Radrennfahrer sind Rik van Steenbergen, Rik van Looy, Erik de Vlaeminck, Johan Museeuw, Tom Boonen und die immer noch aktiven Philippe Gilbert, Wout van Aert und Greg van Avermaet. Und auch für zukünftige Siege ist gesorgt, denn dem Jungprofi Remco Evenepoel wird eine große Karriere vorhergesagt.

Eine weitere unglaublich populäre Variante des Radrennens ist das sogenannte Querfeldeinrennen, Cyclocross genannt, das in den Wintermonaten auf meist unbefestigten Wegen ausgetragen wird. Querfeldeinrennen werden auf stabileren Rennrädern mit klassischem gebogenen Rennlenker und ohne Federung gefahren. Querfeldeinrennen finden auf kurzen, zwischen ein und drei Kilometer langen Rundkursen von Feld- und Waldwegen statt. Eine Besonderheit des Querfeldeinkurses sind kurze, enorm steile Passagen, die die Fahrer zum Absteigen und Tragen des Rades über das Hindernis zwingen. Tatsächlich wird der mit geschultertem Rad einen schlammigen Anstieg hinauflaufende Rennfahrer als das klassische Bild des Querfeldeinrennens angesehen. Das Querfeldeinrennen wird seit jeher von Fahrern aus Belgien und den Niederlanden dominiert.

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Obwohl Fußball nach wie vor sehr populär ist, spielen belgische Vereine auf europäischem Niveau nur noch eine untergeordnete Rolle. So gewann der KV Mechelen als letzter belgischer Verein 1988 den Europapokal der Pokalsieger. Der belgische Fußballverband feierte 2020 sein 125jähriges Bestehen und ist damit einer der ältesten Fußballverbände der Welt. Obwohl die belgische Nationalmannschaft seit ca. 18 Monaten an der Spitze des FIFA Rankings steht, konnte sie noch nie ein großes Turnier gewinnen. Ihre erfolgreichsten Platzierungen waren ein 2. Platz bei der EM 1980 (Finalniederlage gegen Deutschland) und ein 3. Platz bei der WM 2018.

Besser hat es die Feldhockeynationalmannschaft gemacht, die amtierender Weltmeister (2018), Europameister (2019) und Vizeolympiasieger (2016) ist.

Die Rennstrecke in Spa-Francorchamps in den belgischen Ardennen, nur unweit von der deutschen Grenze gelegen, ist mit 7 Kilometern die längste Strecke in der Fomel-1. Wegen der Höhendifferenz im Streckenverlauf von insgesamt etwa 100 Metern und der zahlreichen Kurven, in denen hohe Fliehkräfte auftreten, trägt die Strecke auch den Beinamen „Ardennen-Achterbahn“ und gilt als legendärste Strecke der Formel 1. Die Eau Rouge Kurvenkombination gilt als die gefährlichste im gesamten Rennkalender, denn die Schwierigkeit dieser Kurve liegt in der Art der Einbettung ins Gelände. Die abschüssige Straße führt in die Senke von Eau Rouge, bildet dort nur einen leichten Linksknick, auf dem ein weiter Rechtsbogen mit einer starken Steigung von knapp 18 Prozent direkt den Berg hinauf folgt. Formel-Fahrzeuge erreichen dort Querbeschleunigungen von vier bis fünf g und Geschwindigkeiten von über 300 km/h. Rekordsieger in Spa-Francorchamps ist Michael Schumacher mit fünf Siegen.

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Interessanterweise haben belgische Nationalmannschaften im Laufe der Zeit eigene Spitznamen erhalten:

Fußball (M): Red Devils

Fußball (F): Red Flames

Hockey (M): Red Lions

Hockey (F): Red Panthers

Basketball (M): Belgian Lions

Basketball (F): Belgian Cats

Volleyball (M): Red Dragons

Volleyball (F): Yellow Tigers

Rugby (M): Black Devils

Handball (M): Red Wolves

Motocross (M): Red Knights

Korbball (M): Belgian Diamonds

Baseball (M): Red Hawks

Bob (F): Belgian Bullets