Die spinnen, die Belgier!

Ein Land so groß wie Baden-Württemberg und 11 Millionen Einwohnern. Und doch so kompliziert wie kaum ein anderes auf der Welt!

Allgemeine Infos

Geschichte

Staatsform und Sprachen

Nationalhymne und Nationalflagge

Lassen wir es ruhig angehen und fangen wir mit ein wenig Geografie und Landeskunde an. Belgien ist ein kleines Land und liegt im Herzen Westeuropas, als Puffer zwischen all den wichtigen und großen europäischen Supermächten Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Die europäischen Hauptstädte Amsterdam, London, Paris und Luxembourg liegen in unmittelbarer Nähe zu Brüssel, sowie die deutsche Millionenstadt Köln und die Landeshauptstadt von NRW Düsseldorf.

Die größten Städte Belgiens sind Brüssel (1,2 Millionen Einwohner), Antwerpen (520.000), Gent (260.000), Charleroi und Lüttich (jeweils 200.000). Der Urbanisierungsgrad ist mit 98% einer der höchsten der Welt. Die höchste Erhebung liegt im Hohen Venn, Ostbelgien, unweit der deutschen Grenze. Es ist das Signal de Botrange mit einer Höhe von 694 m über dem Meeresspiegel. Die Gesamtfläche beträgt 30.688 km² und die Einwohnerzahl 11,4 Millionen. Das macht Belgien zu einem der dichtbesiedelten Flächenstaaten Europas und sogar der Welt, mit 372 Einwohnern je km². 75% der Belgier gehören der Römisch-Katholischen Kirche an, 16% sind konfessionslos. Der Rest teilt sich auf den Islam, den Protestantismus und das Judentum auf.

Bildquelle: Wikipedia

Ein kurzer Einblick in die Geschichte Belgiens

Die Geschichte Belgiens ist schon wesentlich komplexer und ich möchte mich hier auf das Notwendigste beschränken.

Der Name Belgiens geht auf eine römische Provinz zurück, Gallia Belgica oder Belgisch-Gallien, ca. 50 v.Chr.

Im Frühmittelalter gehörte Belgien gemeinsam mit den Niederlanden zum Fränkischen Reich, später zum Heiligen Römischen Reich und unter dem Namen der 17 Provinzen zu den Burgundern und anschließend zu den Habsburgern. Nachdem die (calvinistischen) Niederlande unter dem Namen der Republik der Sieben Provinzen 1581 ihre Unabhängigkeit von den spanischen Habsburgern erkämpften, verblieben die südlichen (katholischen) Provinzen zum Hause Habsburg. Der Name änderte sich in Spanische Niederlande und anschließend Österreichische Niederlande.

Bildnachweise:

- Gallia Belgica, User:Feitscherg, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons

- 17 Provinzen, Door Onbekend - vandervaartenomstreken.nl, Publiek domein, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15798684

Die französische Revolution 1789 macht der Herrschaft der Habsburger ein Ende und Belgien wurde 1795 vom Frankreich Napoleons annektiert. Nach der Niederlage Napoleons in Waterloo (unweit von Brüssel) und den Beschlüssen auf dem Wiener Kongress 1815 wurde Belgien mit den Niederlanden wiedervereinigt. 250 Jahre getrennte Geschichte und unterschiedliche religiöse Weltanschauungen bargen ein großes Konfliktpotential und 1830 erkämpft sich Belgien die Unabhängigkeit. Am 7. Februar 1831 verabschiedete das Parlament das belgische Grundgesetz, damals die liberalste Verfassung Europas. Als König der Belgier – nicht Belgiens! – setzte das Parlament den deutschen Prinzen Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld ein. Mit der Unterstützung der Großmächte, vor allem Frankreichs, konnte Belgien seine Unabhängigkeit wahren und unterzeichnete 1839 den Friedensvertrag von London.

Bildnachweise:

- Waterloo, William Sadler, Public domain, via Wikimedia Commons

- Belgische Revolution, Door Gustaaf Wappers - Egide Charles Gustave Wappers, Publiek domein, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=359450

Die Schlacht von Waterloo

Belgische Revolution 1830

Belgische Flagge 1830

Auf der Kongo-Konferenz von 1884 in Berlin wurde das Kongobecken der Internationalen Kongogesellschaft zugesprochen. Leopold II., Sohn des ersten Königs der Belgier, war alleiniger Eigentümer dieser Gesellschaft. Während also andere Kolonien auf der Welt von einem Staat verwaltet und regiert wurden, war der Freistaat Kongo seit 1885 persönlicher Privatbesitz des Königs. In diese Zeit fallen die Kongogräuel, in der geschätzt acht bis zehn Millionen Menschen den Tod fanden, etwa die Hälfte der damaligen Bevölkerung. Nachdem die Gräueltaten publik wurden, musste Leopold II. seine Privatkolonien unter dem Druck der Weltöffentlichkeit 1908 an den belgischen Staat abtreten. 1960 wurde der Kongo unabhängig.

Belgien war das erste industrialisierte Land auf dem europäischen Festland, die erste Eisenbahnlinie Festlandeuropas verband ab 1835 Brüssel mit Mechelen. Um 1900 war Belgien die fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt.

Während des 1. Weltkriegs verlief die Frontlinie der Westfront quer durch Westflandern. Während der 3 Flandernschlachten um Ypres fanden 360.000 Soldaten dort ihren Tod. Der 1. Giftgasangriff der Militärgeschichte fand ebenfalls in Ypres am 22. April 1915 statt und markierte den Beginn der 2. Flandernschlacht. Yperit ist seitdem der französische Begriff für Senfgas. Die Region ist außerdem bekannt für den 1. Weihnachtsfrieden 1914 zwischen deutschen und britischen Soldaten. Ein gewisser Adolf Hitler kämpfte als Kriegsfreiwilliger für die in Flandern stationierte Königlich-Bayerische 6. Reserve-Division. Ypres wurde während des Krieges völlig zerstört und dort steht heute das äußerst beeindruckende und empfehlenswerte In Flanders Fields Museum.

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs wurde im Vertrag von Versailles festgelegt, dass Deutschland als Kompensation für den Überfall auf Belgien und den Bruch dessen Neutralität die Kantone Eupen, Malmedy und St. Vith abtreten musste, dem heute deutschsprachigen Ostbelgien. Seitdem hat sich der Grenzverlauf Belgiens nicht mehr verändert.

Bildnachweise:

- Ieper/Ypres, National Geographic Society, Public domain, via Wikimedia Commons 11_Flanders Fields, Door Zeisterre - Eigen werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22693278

- Ostbelgien, El Bubi, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Ieper/Ypres nach dem 1. WK

Neue belgische Gebiete ab 1919

1944, noch während des 2. Weltkriegs, gründete Belgien gemeinsam mit den Niederlanden und Luxembourg die Benelux-Wirtschaftsunion, die bis heute Bestand hat.

1957 war Belgien Gründungsmitglied der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, dem Vorgänger der modernen Europäischen Union.

1958 fand die Weltausstellung in Brüssel unter dem Motto "Arbeit der Welt - für eine menschliche Welt" statt. Es war die erste Weltausstellung seit Ende des 2. Weltkriegs. Dazu passend wurden die beiden neuen Zukunftstechnologien Raumfahrt und Atomkraft erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Um den Leistungsstand der belgischen Stahlindustrie zu demonstrieren, entwarf André Waterkeyn das Atomium als Hommage an das Zeitalter der Schwerindustrie. Es stellt die 165-milliardenfache Vergrößerung einer Elementarzelle eines Eisenkristalls dar und ist zum Wahrzeichen Brüssels geworden. Die Bundesrepublik Deutschland wurde 1954 durch den belgischen Botschafter eingeladen, an der Weltausstellung in Brüssel teilzunehmen. Die Entscheidung der belgischen Regierung die BRD zur Weltausstellung einzuladen war eine Geste der Versöhnung.

2002 ersetzte der Euro den belgischen Franken als Zahlungsmittel.

2003 verabschiedete Belgien als 2. Land der Welt ein modernes LGBT-Gesetz, das es gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt Kinder zu adoptieren. Im gleichen Jahr wurde ebenfalls ein Euthanasiegesetz verabschiedet, wieder als erst 2. Land der Welt, das die Euthanasie unter klar definierten und transparenten Voraussetzungen straffrei stellt.

Bildnachweise:

- Atomium, designmotte.de

- Benelux-Union, Guilherme Paula, Public domain, via Wikimedia Commons

- EWG, Immanuel Giel, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons

inoffizielle Flagge der Benelux-Union

Gründungsmitglieder der Europäischen Wirtschaftsunion

Staatsform & Sprachen

Jetzt wird's kompliziert!

Wer sich von der belgischen Geschichte überfordert fühlt, sollte den nächsten Abschnitt einfach überspringen.

Belgien ist eine konstitutionell-parlamentarische Monarchie. Der König der Belgier hat ausschließlich repräsentative Aufgaben zu erfüllen. Der Norden des Landes mit den Flamen (Flandern oder „Vlaanderen“) ist niederländisches, der Süden mit den Wallonen (Wallonie) französisches Sprachgebiet. Die Sprachgrenze verläuft entlang der Römerstraße Via Belgica, die die bedeutenden römischen Städte Köln am Rhein und Boulogne sur Mer an der Atlantikküste miteinander verband. Administrativ ist Belgien in 10 Provinzen gegliedert. Ähnlich wie Deutschland ist Belgien ein Föderalstaat. Die 5 flämischsprachigen Provinzen gehören zur Flämischen Region, die 5 französischsprachigen Provinzen zur Wallonischen Region und die 19 Gemeinden der Region Brüssel-Hauptstadt sind provinzfrei. Die deutschsprachigen Gebiete werden der Wallonischen Region zugeordnet. Die Regionen haben weitreichende Kompetenzen und sind zuständig für Wirtschafts-, Umwelt- Verkehrs- und Agrarpolitik sowie für die Verwaltung der ihnen unterliegenden Provinzen.

Die 3 Gemeinschaften

Weiterhin ist Belgien in 3 Gemeinschaften aufgeteilt: die Flämische Gemeinschaft, die Französische Gemeinschaft und die Deutschsprachige Gemeinschaft. Die Gemeinschaften verantworten das gesamte Bildungswesen, die Kulturpolitik sowie weitere „personenbezogene Angelegenheiten“ (Bereiche der Familien-, Gesundheits- und Sozialpolitik). Territorial unterscheiden sich die Gemeinschaften von den Regionen.

Die Sprachgebiete

Die territoriale Abgrenzung der Regionen und Gemeinschaften richtet sich nach den Sprachgebieten: Die Flämische Region umfasst das niederländische Sprachgebiet, die Wallonische Region das französische und das deutsche Sprachgebiet, die Region Brüssel-Hauptstadt das zweisprachige französisch-niederländische Gebiet. Die Flämische Gemeinschaft übt ihre Befugnisse auf dem niederländischen und dem zweisprachigen Sprachgebiet aus, die Französische Gemeinschaft auf dem französischen und dem zweisprachigen Sprachgebiet, die Deutschsprachige auf dem deutschen Sprachgebiet. Regionen und Gemeinschaften verfügen jeweils über ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung. Allerdings haben die Flämische Gemeinschaft und die Flämische Region ihre Institutionen zusammengelegt, so dass es nur ein Flämisches Parlament und eine Flämische Regierung gibt, die sowohl die Befugnisse der Region als auch die der Gemeinschaft ausüben. Alle Regionen und Gemeinschaften sind Gliedstaaten und unterliegen der Föderalregierung.

Dieses System nimmt zuweilen groteske Züge an, denn Nationalparteien sucht man in Belgien vergeblich. Die ehemals gesamtbelgischen Parteien wurden in unabhängige flämische und wallonische Ableger gespalten und verfolgen vermehrt rein regionale Interessen. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Bildung einer Föderalregierung zuweilen Monate in Anspruch nimmt. Auch in dieser Kategorie hält Belgien einen Weltrekord: 2011 gingen in Belgien 541 Tage ohne gewählte Regierung zu Ende! Ende 2020 schaffte man es immerhin nach knapp 500 Tagen…

Bildnachweise:

Regionen, Von TUBS - Eigenes Werk Diese W3C-unbestimmte Vektorgrafik wurde mit Adobe Illustrator erstellt. Diese Datei wurde mit Commonist hochgeladen. Diese Datei enthält Elemente, die von folgender Datei entnommen oder adaptiert wurden: Brussels-Capital Region in Belgium.svg (von TUBS)., CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18305033

Gemeinschaften, Von TUBS - Eigenes Werk Diese W3C-unbestimmte Vektorgrafik wurde mit Adobe Illustrator erstellt. Diese Datei wurde mit Commonist hochgeladen. Diese Datei enthält Elemente, die von folgender Datei entnommen oder adaptiert wurden: Vlaamse Gemeenschap in Belgium.svg (von TUBS)., CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19903812

Ergebnis: 6 Staatsreformen innerhalb der letzten 50 Jahre

Das politische System in Belgien ist das Ergebnis von 6 Staatsreformen innerhalb der letzten 50 Jahre. Die erste, tiefgreifendste Staatsreform 1970 machte aus dem ehemals als Einheitsstaat konzipierten Belgien einen Föderalstaat. Die Staatsreformen wiederum sind die Konsequenz des seit Jahrzehnten schwelenden flämisch-wallonischen Konflikts, der jedoch erst mit der Gründung Belgiens begann und nicht, wie von vielen nationalistischen Historikern suggeriert, bereits vorher. Nach der Unabhängigkeit Belgiens von den Niederlanden 1830 wurde die französische Sprache als alleinige Amtssprache eingeführt, auch für die niederländischsprachige Bevölkerung. Dies war eine Reaktion auf die diffusen Sprachverhältnisse im vormalig wiedervereinigten Königreich und galt außerdem als Symbol der Emanzipation gegenüber den Niederlanden. Französisch wurde alleinige Verwaltungssprache – in der Armee, im Parlament und in der Schule. Niederländisch wurde als „Sprache der Holländer und Bauern“ degradiert. Diese Herabstufung wurde von der gebildeten und wohlhabenden Oberschicht nicht als Problem empfunden. Innerhalb des Kleinbürgertums entstand jedoch langsam die Flämische Bewegung, die sich gegen die Unterdrückung ihrer Sprache wehrte. Sie radikalisierte sich zusehends und erreichte die Gleichstellung der niederländischen Sprache ab 1898. Als Reaktion darauf entstand eine wallonische Gegenbewegung. Während des 1. Weltkriegs machte sich Deutschland diesen Streit zunutze, indem die deutschen Besatzer den Flamen weitreichende Kompetenzen anboten und somit erreichten, dass viele Flamen mit Deutschland kollaborierten. Nach der deutschen Niederlage wurden alle Maßnahmen rückgängig gemacht und die Flämische Bewegung wurde diskreditiert und geschwächt. Die Ereignisse während des 1. Weltkriegs hatten diesen Konflikt also entscheidend verstärkt. Während des 2. Weltkriegs gab es ähnliche Entwicklungen, diesmal auf beiden Seiten der Sprachgrenze. Sowohl flämische als auch wallonische Nationalisten kooperierten mit dem Deutschen Reich, um hieraus später möglicherweise Vorteile ziehen zu können. Die Nachkriegszeit wurde von diesem politischen Konflikt dominiert, auch weil die Entwicklung der Wirtschaft sich in beiden Landesteilen stark unterschied. Während die vormals stark industrialisierte wallonische Wirtschaft seit den 1960er Jahren mit einem Niedergang zu kämpfen hatte, wuchs die flämische Wirtschaft durch den Hafen in Antwerpen, die Ansiedelung großer petrochemischer und pharmazeutischer Unternehmen und die rasante Entwicklung der Dienstleistungsbranche beträchtlich. 1966 erreichte das flämische Bruttoinlandsprodukt dasselbe Niveau wie in der Wallonie und diese Schere öffnete sich immer weiter. Somit war dieser Konflikt mittlerweile nicht mehr rein politisch, sondern hatte auch eine ökonomische Komponente erhalten. Auch ideologisch sind die beiden Landesteile sehr unterschiedlich. Während sozialistische Parteien den Süden prägen, ist der Norden stark geprägt von den christlich-konservativen Parteien. Seit Anfang der 2000er Jahre mischt außerdem die mittlerweile stärkste flämische Partei, die flämisch-nationalistische N-VA, kräftig mit, deren Streben nach noch mehr Autonomie die Koalitionsverhandlungen mit französischsprachigen Parteien weiter verkomplizieren.

Die kleine Gruppe der deutschsprachigen Belgier (Deutschsprachige Gemeinschaft) ist an diesem Konflikt weitgehend unbeteiligt, hat aber stark davon profitiert, weil die Gründung der Sprachgemeinschaften die Etablierung der deutschen Sprache als dritte Landessprache ermöglichte. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass diese Sprachengemeinschaft mit seinen 78.000 Einwohnern lediglich 0,7% der Gesamtbevölkerung Belgiens ausmacht.

Trotz des Sprachenkonflikts hat Belgien es als Land immer wieder geschafft sich als neutralen und zuverlässigen Partner der mächtigeren Nachbarländer, allen voran Frankreich, Deutschland und Großbritannien zu positionieren. Diesem Umstand ist es maßgeblich zu verdanken, dass wichtige europäische und internationale Institutionen und Organisationen in Belgien eingerichtet wurden. Brüssel als Hauptstadt der EU wäre zum Beispiel nicht ohne die deutsche (und niederländische) Unterstützung möglich gewesen, die Brüssel als Standort gegenüber Paris und Mailand bevorzugten. Offiziell ist Brüssel seit den Verträgen von Rom 1983 die Hauptstadt Europas.

Bei der Entscheidung für Brüssel als Hauptsitz der NATO profitierte die Stadt von Frankreichs Austritt aus der NATO 1967, denn eigentlich war Paris als Hauptquartier vorgesehen. Und auch das Oberkommando der alliierten Streitkräfte (SHAPE) wurde von Frankreich ins belgische Mons verlegt, wo es bis heute stationiert ist.

Bildquellen:

- Europäische Kommission, EmDee, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

- NATO Gebäude, Swadim, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

- SHAPE Wappen, Ssolbergj, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimed

Nationalhymne und Nationalflagge

Die Nationalhymne Belgiens ist seit der Unabhängigkeit Belgiens 1830 La Brabançonne (FR), De Brabançonne (NL), bzw. Das Lied von Brabant. Ursprünglich in französischer Sprache geschrieben, kamen ab Ende des 19. Jahrhunderts auch niederländischsprachige Texte auf. Aber erst 1938 wurde eine offizielle niederländischsprachige Version im Staatsblatt veröffentlicht. Die Brabançonne entstand auf dem Höhepunkt der belgischen Revolution. Eine Aufführung der Oper Die Stumme von Portici von Auber im Brüsseler Théâtre de la Monnaie stachelte das Publikum derart auf, dass im ganzen Land Unruhen ausbrachen. In dieser Situation verfasste der französische Dichter Jenneval den Text, zu dem François Van Campenhout kurz darauf die Melodie komponierte. Die deutsche Fassung ist wenig verbreitet. Die Übersetzung stammt aus der Zeit zwischen den Weltkriegen, nachdem Belgien eine deutschsprachige Minderheit erhalten hatte.

Für die belgische Flagge wurden die Farben des Herzogtums Brabant übernommen. Im Aufstand gegen die Niederländer spielten diese Farben eine wichtige Rolle als Erinnerung an die erfolglosen Unabhängigkeitskämpfe 1789 in den Österreichischen Niederlanden, die vom Herzogtum Brabant, zu dem die Stadt Brüssel damals gehörte, ausgingen. Ursprünglich wurde eine horizontale Trikolore verwendet. Die schwarz-gelb-rote Trikolore wurde erstmals am 26. August 1830 am Rathaus von Brüssel gehisst. Die vertikale Anordnung und die offizielle Anerkennung durch die provisorische Regierung erfolgte im Januar darauf.

Bildquellen:

- Belgien Wappen, Sodacan This W3C-unspecified vector image was created with Inkscape ., CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

- Belgien Flagge, Dbenbenn and others, Public domain, via Wikimedia Commons

- La Brabançonne, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=437691